Mut

Über die Weihnachtstage habe ich mich gefragt, wer oder was ist mutig? Sind dies Menschen, die von hohen Klippen springen? Oder diejenigen, die Autorennen fahren, oder Ski-Abfahrten bestreiten? Oder sind es Menschen, die in einer Diktatur trotzdem ihre Meinung sagen? Oder ist es der Nachbar, der einem Igel das Leben rettet? Oder die Frau, die mutig ihre Freundin verteidigt, auch wenn alle sie ausgrenzen? Oder ist es das Mädchen, das trotz Spinnenangst einer Spinne das Leben rettet?

Ich glaube, Mut ist individuell und jeder Mann und jede Frau ist in ihrem ganz eigenen Leben mutig. Wir dürfen uns dies vor Augen führen, dass Mut nicht einfach die sogenannt grossen Dinge im Leben sind, sondern auch die kleinen und leisen Leistungen, die alle von uns vollbringen:

  • Die Frau, die alleine ihre vier Kinder grosszieht
  • Der Mann, der seine alzheimerkranke Frau zu Hause pflegt
  • Die Studentin, die nicht aufgibt, obwohl ihre Noten knapp genügend sind
  • Der Strassenarbeiter, der sich jeden Tag in Gefahr begibt, damit wir auf einwandfreien Strassen fahren dürfen
  • Der Bursche, der sich zu seiner Homosexualität bekennt
  • Die junge Frau, die einen typischen Männerberuf ergreift
  • Der ältere Mann, der einen Computerkurs besucht und sich der neuen Technologie stellt

Es geht darum, an sich selber zu glauben. Auch darum, seine Träume und Ideen zu verwirklichen oder auch, seinen Ängsten in die Augen zu schauen. Was für jemanden mutig ist und Überwindung kostet, kann für jemand anderen nicht nachvollziehbar sein. Wichtig ist, dass wir in unserem ganz eigenen Sein Mut beweisen. Ich denke, dass wenn wir über unseren eigenen Schatten springen, uns dies persönlich weiterbringt, und darauf dürfen wir stolz sein.

Es ist wichtig, dass wir unsere Leistungen würdigen und uns dafür loben und auf die Schultern klopfen (und dies im wahrsten Sinne des Wortes: klopf Dir immer wieder selber auf die Schultern und sag Dir: gut gemacht!).

Mut darf sich auch entwickeln, z.B. indem wir uns in der Öffentlichkeit hinstellen und sagen, wenn ein Unrecht geschieht. Unsere Welt wird menschlicher, wenn wir uns wieder vermehrt mutig zeigen. Wenn wir wieder hinsehen und uns nicht abwenden, wenn eine Verfehlung geschieht.

Am Hauptbahnhof bei den 40-ziger Geleisen habe ich an einem Feierabend beobachtet, wie sich zwei junge Frauen auffällig benommen haben. Auf dem überfüllten Perron haben sie begonnen, einander zu schubsen – immer mehr, bis sie eine ältere Frau angerempelt haben. Glücklicherweise ist diese nicht hingefallen. Viele Menschen haben das beobachtet und niemand hat etwas gesagt oder gemacht – leider auch ich nicht. Diese Situation geht mir heute noch nach und mein Nicht-Handeln beschämt mich noch immer. Ich habe mir vorgenommen, dass ich zukünftig in solchen Situationen mutiger sein möchte und etwas unternehmen will. Ich möchte gerne in einer Welt leben, in der wir einander mit Respekt und Achtung begegnen, wir nicht wegschauen, sondern hinschauen und einem Menschen oder auch einem Tier in Not oder Bedrängnis helfen.

Ich gehe im Fluss des Lebens und möchte mich wie das Meer immer weiter bewegen. Ich vertraue darauf, dass wir Menschen uns wieder mehr darauf besinnen, dass wir füreinander da sein wollen.

Mut heisst auch, Veränderungen anzustreben und dazu inspiriert mich folgendes Zitat von Mahatma Gandhi:

„Sei du selbst die Veränderung,

die du dir wünschst für diese Welt.“

Seien wir also mutig, jede und jeder in seinem eigenen Umfeld und Möglichkeiten und seien wir stolz auf die Schritte, die wir machen. Lassen wir das Jahr 2023 zu unserem Jahr des Mutes werden.

Mit mutigen Grüssen – Béatrice Noreia Ziltener

Geistigeheilung von Béatrice Noreia Ziltener in Benken