Gedanken zur Vergänglichkeit

Vor nicht allzu langer Zeit verliess ein ehemaliger Nachbar von mir diese Welt und legte sein irdisches Kleid ab. Zur Zeit als wir Nachbarn waren, war er für mich ein Ersatzvater. Trotz seines hohen Alters war sein Tod für uns alle sehr überraschend gekommen. Kurz vor seinem Tod hatte ich noch via WhatsApp Kontakt mit ihm. Als ich nichts mehr von ihm hörte, ahnte ich, dass etwas nicht stimmte, und so war es dann auch. Nach seiner Beerdigung empfand ich ein Gefühl der Traurigkeit – aber warum eigentlich? Er hatte doch sein Leben gelebt und im Grunde war es ein gutes Leben. Er wurde alt und war bis fast zum Ende seines irdischen Daseins gesund. Ich überlegte mir, was denn diese Traurigkeit auslöste. Ja, es war das Wissen, dass er noch vieles tun wollte, es war die Gewissheit, dass unser Leben hier auf Mutter Erde endlich ist, und, es war die Erkenntnis, dass der Abschied von einem lieben Menschen uns immer traurig stimmen darf, egal, wie alt er wurde.

Meine Erfahrung zeigt mir, dass ich dazu neige, mich selber trösten zu wollen mit den Gedanken, dass, wenn ein Mensch mit über 80 oder sogar über 90 Jahren, stirbt, doch ein langes Leben hatte….. und doch, egal, wie alt ein Mensch wird, der Abschied schmerzt. Es ist eine Mutter, die wir mit fast 92 Jahren zu Grabe tragen, und wir realisieren, dass wir nun ohne Eltern dastehen, weil der Vater bereits verstorben ist. Zum Verarbeiten des Todes kommt auch noch die Erfahrung dazu, dass wir nun wohl die nächste Generation sind, die gehen wird, sofern alles nach «Plan» läuft.

Ein Mensch, der in jungen Jahren geht, das ist eine Tragödie – ein unendlicher Schmerz, es ist unfassbar und unverständlich.

Ich glaube, dass jeder Tod, der uns emotional trifft und mitnimmt, für den Trauernden sehr schmerzhaft ist. Wir dürfen dies respektieren und annehmen. Wir brauchen uns auch nicht mit Gedanken selber beschwichtigen zu versuchen, denn unser Schmerz ist echt, er ist da, wir spüren ihn. Ich wünsche mir, dass die Mitmenschen den Trauernden mit Zuhören, mit Anteilnahme und Respekt begegnen.

Einen Abschied eines geliebten Menschen zu durchleben, Trauer zuzulassen, das macht uns doch zu fühlenden Menschen. Wir dürfen uns auch unserer Selbstvorwürfe entledigen, wenn wir uns selber beschuldigen, dies nicht mehr gemacht oder gesagt zu haben, oder jenes unterlassen zu haben. Es ist unser Lebensplan und der Lebensplan des Verstorbenen, es ist so, wie es ist, wir können nichts daran ändern. Wenn wir das Bedürfnis verspüren, können wir uns auch nach dem Tod noch beim Verstorbenen entschuldigen – er hört uns.

Mir hilft, dass ich die Menschen, die mir sehr nahe standen, auch nach ihrem Tod in mein Leben integriere. Ich rede mit ihnen, ich gedenke ihre Geburtstage, ich erinnere mich an gemeinsame Erlebnisse, ich frage sie um Rat. Sie waren und sind ein Teil meines Lebens, auch wenn sie jetzt nicht mehr in ihrem physischen Körper weilen.

Übrigens, dies gilt auch für Tiere. Unser verstorbene Kater Jimmy ist nach wie vor sehr präsent in unserer Familie. Er ist und bleibt Teil von uns.

In diesem Sinne lasst uns das Leben feiern, lassen wir die Trauer zu, lassen wir unsere Gefühle und Emotionen zu – all dies gehört zum Mensch-Sein.

In Dankbarkeit – Béatrice Noreia Ziltener

Geistigeheilung von Béatrice Noreia Ziltener in Benken